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    Freitag, 29. März 2024, 5:05 Uhr
    Freitag, 29. März 2024, 5:05 Uhr
    (Wdh.06:05, 07:05, 09:05, 12:05, 13:05, 18:05)

    Kontrafunk aktuell vom 29. März 2024

    Benjamin Gollme im Gespräch mit Oliver Hannemann, Jürgen Fliege und Pascal Lottaz – Kontrafunk-Kommentar: Ines Taraschonnek
    • Am Karfreitag blicken wir auf die Situation der Kirche und auf den Glauben. Wie entsteht Glauben in uns? Warum verlieren die großen Kirchen rasant an Mitgliedern? Was kann der Glaube uns geben? Das fragen wir Pfarrer Jürgen Fliege. Mit dem Historiker Dr. Pascal Lottaz von der Universität Kyoto sprechen wir über die japanische Geschichte und den Umgang der Japaner mit ihrer Geschichte. Und im Gespräch mit Oliver Hannemann von „München steht auf“ geht es um den Ostermarsch am Samstag in der bayerischen Landeshauptstadt.

    • Kontrafunk im Gespräch mit Jürgen Fliege

      Das Kreuz mit dem Kreuz

    • Kontrafunk im Gespräch mit Pascal Lottaz

      Historisches Bewusstsein: Japan

    • Kontrafunk aktuell im Gespräch mit Oliver Hannemann

      Friedensmarsch am Ostersamstag in München

    • Kontrafunk-Kommentar von Ines Taraschonnek

      Haiti

      Haiti versinkt im Chaos. Wieder einmal. Bereits Ende Februar haben gewalttätige Banden in weiten Teilen des Landes die Macht übernommen. Ministerpräsident Ariel Henry sitzt im Ausland fest und hat seinen Rücktritt angekündigt. Darauf hatten insbesondere die USA gedrängt, die Henry erst im Juli 2021 nach der bis heute nicht vollständig aufgeklärten Ermordung seines Vorgängers ins Amt verholfen haben sollen. Bis zu einer möglichen Wahl ist für die Menschen in Haiti nun zunächst ein Präsidentenrat vorgesehen. Internationale Truppen stehen für den Einsatz bereit. Die Finanzierungskampagnen laufen. Presseberichten zufolge hatte der weitsichtige UN-Sicherheitsrat bereits im Oktober eine Mission zur Unterstützung der haitianischen Polizei genehmigt. Der Plan steht also, und es ist die gleiche Prozedur wie immer und überall.

      Um nun der Frage nachzugehen, ob von dem ewig gleichen Vorgehen tatsächlich Ergebnisse erwartbar sind, die sich von denen in der Vergangenheit unterscheiden, ist möglicherweise ein Blick in die Geschichte hilfreich. Haiti erlangte 1804 nach der einzigen erfolgreichen Sklavenrevolution der Weltgeschichte als erstes Land Lateinamerikas die Unabhängigkeit. Nur zwanzig Jahre später fiel es jedoch zurück in die Hände der früheren Kolonialmacht Frankreich. In diesem Fall nicht durch physische, sondern mittels finanzieller Gewalt. Eine erzwungene, massive Entschädigungszahlung begründete die seither andauernde Auslandsverschuldung. Bis heute ist das Land gezeichnet von Kriegen, Besatzungen, diktierten Herrschern und korrupten Eliten. Von 2004 bis 2017 geriet Haiti erneut unter direkte ausländische Kontrolle, dieses Mal in Form der internationalen Staatengemeinschaft. Doch auch die unter einem UNO-Mandat eingesetzten 6700 Blauhelme und 1200 Zivilpolizisten vermochten es nicht, dauerhaft die Lage in einem Land zu stabilisieren, welches kaum die Größe des deutschen Bundeslandes Brandenburg hat. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Entwicklungshilfe. Nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010, bei dem mindestens 250.000 Menschen starben, kamen die Clintons in den karibischen Inselstaat. Die einen sagen, um zu helfen. Andere, darunter Journalisten des amerikanischen Nachrichtensenders ABC News, behaupten, um Freunden und Spendern der Clinton-Stiftung lukrative Aufträge zu verschaffen. Immerhin gilt noch heute die Frage als ungeklärt, wohin die Milliarden USD tatsächlich geflossen sind, die von der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton und ihrem Ehemann Bill, seinerzeit UN-Sondergesandter für Haiti, gesammelt beziehungsweise verwaltet wurden. Fest steht lediglich, dass von den versprochenen 100.000 Arbeitsplätzen nur wenige Tausend geschaffen wurden. Dass statt ausreichend Wohnraum für die Bevölkerung ein Luxushotel gebaut wurde. Und dass das Land noch immer nicht über ein funktionierendes Abwassersystem verfügt.

      Joel Boutroue, von 2006 bis 2009 stellvertretender UN-Sonderbeauftragter der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Haiti, kam bereits 2017 zu der ernüchternden Feststellung, dem Land „würde es ohne Hilfe besser ergehen“. Und er holte noch weiter aus. Laut Boutroue ist die gesamte internationale Hilfsarbeit größtenteils ein Misserfolg – und zwar nicht nur in Haiti. In seiner denkwürdigen Begründung heißt es, dass die Entwicklungsagenturen in vielen fragilen Staaten mit den für die prekäre Situation oft mitverantwortlichen Eliten zusammenarbeiten sowie mit den öffentlichen Verwaltungen, die jedoch nichts als eine leere Hülle seien. In der Folge werde somit lediglich der Status quo zementiert.

      Und die Moral von der Geschichte? Nach Jahrzehnten der so bezeichneten Entwicklungshilfe dürfte auch den Funktionären an den politischen und institutionellen Schaltstellen der miserable Wirkungsgrad ihrer vorgeblich philanthropischen Arbeit nicht entgangen sein. Trotz jährlich weltweit verschobener Milliardensummen herrschen in zahlreichen Ländern auch weiterhin katastrophale Zustände. Gleichzeitig führen die erschaffenen finanziellen Abhängigkeiten in der besten regelbasierten Ordnung, die es je gab, systembedingt zu einem Negativsaldo, der ganz unverhohlen den Eindruck macht, als wäre er gekommen, um zu bleiben. Dummheit dürfte in den höheren Rängen der Finanzstrategen wohl auszuschließen sein. Folglich bleibt nur der Vorsatz.

      Und da drängt sich unabweisbar der Gedanke auf, dass die seit Jahrzehnten praktizierte Entwicklungshilfe womöglich – frei nach Clausewitz – nur die Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln ist. Ein verwegener Gedanke, gewiss. Aber als Kriegstheoretiker steht der alte Clausewitz doch derzeit selbst bei früheren Wehrdienstverweigerern hoch im Kurs.

    Kommentare
    Winnie Schneider
    Bei 49:02 ein Widerspruch zu Oliver Hannemann: Geschwärzte Namen verstehen? Nein! Doch nicht bei sowas! Auch für sie gilt, der Anfang gleichen Satzes uneingeschränkt: „Wenn ich nichts zu verbergen haben, brauche ich nichts schwärzen“!

    Zutiefst fragwürdige „coronare“ Personalien wie https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Ulrich_Holtherm gehören nicht geschwärzt, sondern mit Textmarker leuchtend hervorgehoben!! !

    Winnie Schneider
    PS. Solche wie Jens Spahn & Co natürlich nicht minder!
    Winnie Schneider
    Die Sendung läuft noch, aber dem eben gehörten tollen Kommentar schon mal sofort mein großes Lob!!
    Winnie Schneider
    Ausgerechnet Haiti, derzeit so gar nicht im Fokus hiesiger Öffentlichk eit, als treffendes Beispiel dafür, wie’s läuft „unserer“, also westlichen internationalen – besser: imperialen! – Politik, zum nicht unwesentlichen Teil als „Entwicklu ng“ und „Hilfe“ verbrämt – besser: getarnt! In Wahrheit fließen die allermeisten Mittel nicht zu denen, die sie brauchen, sondern landen wie die „Griechenl andhilfe“ bei denen, die ohnehin genug und vor allem das Sagen haben. Bezahlt vor allem durch kleine Leute. Bei den Ukrainern vielfach mit dem eigenen Leben. Wie weiland bis bei Sklaven, womit sich der Kreis zu Haiti schließt. Nochmals Bravo an Ines Taraschonnek für ihren klugen Kommentar.
    Winnie Schneider
    Kann und sollte man sich merken: „die seit Jahrzehnten praktizierte Entwicklungshil fe [ist] womöglich – frei nach Clausewitz – nur die Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln …“
    JürgenS
    Ja der gute Herr Fliege! Wieselflink den Zeitgeist erfassen, dann klappt es auch mit der Finca auf La Palma!
    Schöne Osterfeiertage möchte ich lieber nicht wünschen!

    HZieme
    Neid? Ich wünsche allen frohe Ostern! Auch dem Pfarrer Fliege, mit dessen Predigt heute ich schon was anfangen konnte. Liegt eben am Ohr des Hörers. Ach ja, habe noch keine Finca (;
    Winnie Schneider
    Gerade auch Herrn Fliege! @JürgenS: Armselig!
    MEDIAGNOSE Politikblog
    Jacorakel fragte mich gestern:

    Lieber Herr Stobbe,
    vermutlich gab es die Anfrage an Sie schon oft, entschuldigen Sie ggf. eine Wiederholung.
    Machen Sie die Kommentierung aus freien Stücken oder erhalten Sie Zuwendungen?

    Liebes Jacorakel,

    Ich kommentiere IMMER aus freien Stücken und mit der vollen Verantwortung für den Inhalt. Genauso wie ich meinen Blog www.mediagnose.de OHNE jegliche Werbung betreibe. Ab und zu gebe ich Empfehlungen. Auch dafür erhalte ich keinerlei Vergütung. Ich finanziere mich und meine journalistische Tätigkeit selbst. Das Spendenaufkomme n für meine Arbeit ist sehr gering und könnte durchaus stärker sein. Das gilt sowohl für meinen Politikblog www.mediagnose.de als auch für das Strom-Analysetool www.stromdaten.info.

    Rüdiger Stobbe www.mediagnose.de www.fakten-energiewende.de

    Meine Empfehlungen zum Karfreitag:

    Nietzsche - Zur Genealogie der Moral - Eine Streitschrift
    Hermann Lübbe - Politischer Moralismus: Der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft


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